Monday, October 26, 2009

Nicht gleich aufgeben

Wenn Menschen sich öffentlich blamieren, sich einem harten Urteil aussetzen, was bringt ihnen das dann? Ich kann mir nicht vorstellen, dass nicht jeder von ein klein wenig Anerkennung träumt, wenn nicht gar davon berühmt zu werden. Ja, vor allem junge Menschen, Menschen wie ich. Weil es so leicht scheint, aber das ist es nicht. Es ist nicht leicht, es ist nur leichter als es wahrscheinlich früher einmal war. Moderne Medien und vielfältigere Möglichkeiten haben die Chance ein bisschen gesteigert.

Dennoch jeder träumt davon. Menschen mit genialen Ideen kriegen die Anerkennung und werden bewundert. Es gibt heute auch ein paar so genannte Prominente, die sich durch nichts auszeichnen. Aber wer wir wirklich alle sein wollen, sind die Poeten, die Komiker, die Wissenschaftler, die unser Leben bereichern, deren Namen eines Denkmals würdig sind.

Als ich klein war, hatte ich nie ein Vorbild. Und auch heute hab ich kein festes Idol, sondern versuche mir immer nur an Auszügen von Menschen ein Beispiel zu nehmen, die mir imponieren. Seinem Idol zu gleichen, hieße ja eine Kopie von jemandem zu sein. Das ist vielleicht das Grundproblem der Zukunft, vielleicht wird eines Tages der Punkt kommen, an dem alles schon einmal da gewesen ist. Oder, um es präziser zu formulieren, vielleicht gibt es eines Tages so viele Ideen, dass vor lauter Begeisterung und Nachstreben keiner mehr auf eine neue Idee kommt. Früher habe ich eines Tages meine Mutter gefragt, ob nicht irgendwann alle Noten ausgeschöpft wären, ob die Musik sich nicht eines Tages nur noch wiederholen könne, da irgendwann alle Kombinationen ausgeschöpft seien. Sie stutzte bei dem Gedanken, trotzdem versicherte sie mir, dass das nicht passieren würde. Heute weiß ich, sie meinte nicht zu meinen Lebzeiten.

Oft frage ich mich, ob es ein Erfolgsrezept gibt, das einen zum Helden macht. Muss man darauf warten entdeckt zu werden? Muss man nach jedem Strang greifen, ganz bewusst von Casting zu Casting laufen? Es gibt diese Filmszene in „Kleine Haie“, in der Ingo Hermann (Jürgen Vogel) versehendlich für einen Bewerber an einer Schauspielschule gehalten wird, weil er mitten ins Vorsprechen stürmt und sich darüber aufregt, dass er schon ewig warten muss, denn er soll bloß einen Stuhl liefern. Also findest du die Berufung oder findet die Berufung dich? Manchmal komme ich mir so hoffnungslos vor auf der Suche nach dem richtigen, nach dem glücklichen Weg. Und ich wünschte ich hätte mehr Zeit, um die richtige Entscheidung zu treffen. Als Kind hat man mir oft in vielen Dingen so viel Talent nachgesagt, aber heute frage ich mich, wo dieses Talent geblieben ist. Ich glaube, es wurde Zerquetscht. Zerquetscht von der Realität. Seit ich diese Erkenntnis gewonnen habe, versuche ich nicht mehr erwachsen zu sein. Es stimmt wahrscheinlich, man wächst wirklich an seinen Aufgaben, aber man darf einfach nicht gleich aufgeben.

No comments:

Post a Comment